
Gastbeitrag - Copyright Karin Heeren
Probleme sind wie Wackelpudding
Manchmal kommt es mir so vor, als ob die Probleme der Welt sich verabredet hätten und nun alle gemeinsam vor meiner Tür stehen und erbarmungslos dagegen hämmern würden.
Es gibt Tage, da kann ich das Klopfen und Hämmern wirklich gut überhören! Probleme, ihr wollt rein? Keine Chance, die Tür ist zu und außerdem bin ich heute auf beiden Ohren taub, auf beiden Augen
blind und ich habe nicht die geringste Lust mich mit euch zu beschäftigen. Wie bei den drei Affen: NICHTS HÖREN: NICHTS SEHEN: NICHTS SAGEN!
Dann gibt es wieder diese Tage wo ich versuche diese Drei- Affen-Technik anzuwenden, aber die Probleme sind stärker, drängeln sich einfach an mir vorbei und breiten sich genüsslich in meinem
Leben aus.
Da hilft kein noch so guter Vorsatz. Sie ignorieren, aussitzen, auf stur stellen, nichts hilft. Sie haften an mir wie Kaugummi. Diese Sorte von Kaugummi, das auch mit den besten Hausfrauentricks
und Wie-mach-Ichs-besser-Ratgebern nicht abzukratzen ist.
Ja, und das Schlimmste an diesen Problemen ist, das ich das Gefühl habe, ich bekomme Ausschlag und eine hyperventilierende Schnappatmung. Dieses wiederum hat zur Folge, dass in meinem Gehirn zu
wenig Sauerstoff ankommt. Plötzlich wächst das Problem zu einem riesigen Berg an, weil ich nicht mehr richtig denken kann.
Das eine Problem was da war, teilt sich rasend schnell wie eine Zelle und plötzlich sind da tausende von diesen kleinen Quälgeistern und ich sage nur noch „Umpf“ und sinke auf dem Fußboden
zusammen und weiß gar nicht mehr wie ich dagegen ankommen soll.
Genau dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich gedanklich auf einen Baum klettern muss, um mir einen Überblick zu verschaffen, damit ich nicht unter dieser Problem-Lawine begraben werde.
Ist super so ein Baum! Je größer er ist, desto kleiner werden die Probleme. Die Sicht auf die Dinge verändert wirklich alles.
Es gibt für mich noch eine andere Möglichkeit mit den Problemen fertig zu werden: Ich sehe mir nachts den Mond an.
(Wenn er da ist…) Ich weiß er ist wirklich und wahrhaftig riesengroß, aber ich stehe hier auf der Erde und ziele mit meinem Daumen auf den Mond und decke ihn komplett ab. Etwas das so groß und
kaum zu erreichen ist, kann ich mit meinem, im Vergleich dazu, winzig kleinem Daumen einfach abdecken und unsichtbar machen. Wenigstens für einen Moment. Nehme ich den Daumen wieder weg, ist der
Mond immer noch da aber ich weiß, dass ich ihm nur so viel Raum gebe wie ich es zulasse. Ich kann jederzeit meinen Daumen wieder hervorholen und seine Größe verändern.
Gebe ich meinen Problemen genug Spielfläche, wo sie sich so richtig austoben können, nehmen sie den gesamten Raum meines Lebens ein. Meine Welt, in der ich agieren und mitbestimmen kann wird
immer kleiner und kleiner und irgendwann, ohne dass ich es merke, geht mir die Luft aus und ich werde ins Abseits gedrängt. Ich habe mir, praktisch gesehen, selber die rote Karte gezeigt und mich
auf die Ersatzbank manövriert.
Aber ein Ersatzspieler in meinem eigenen Leben sein, das halte ich für keine gute Idee. Also trete ich erst mal zehn Schritte zurück, atme in ebenso vielen ruhigen aber tiefen Atemzügen durch und
schließe die Augen.
Was mir an Handlungs- Zeit zur Verfügung steht ist das Hier und Jetzt. Gestern liegt in der Vergangenheit, ist vorbei und nicht mehr von nutzen. Morgen ist noch nicht da, deshalb kann ich auch
die Zukunft nicht nutzen. Ich kann nicht wissen was kommt, auch wenn ich mir etwas ausmale was in dieser Zukunft geschehen oder nicht geschehen soll.
Auch wenn ich noch so sehr dagegen stemme, ich kann es nicht beeinflussen. Oder wenn ich ein anderes Synonym verwende; beherrschen. Das Problem hierbei ist nur, dass unser EGO so von sich
überzeugt ist und an diesem Beherrschen arbeitet, das sich Angst, Sorgen und Not in unser Leben einschleichen.
Was das Fatale an dieser Situation ist, dass solchen Empfindungen, wie Ängstlichkeit und Sorgen und all die anderen negativen Gefühle unsere Energie drosseln. Die Materie um uns herum wird fest
und wir verlangsamen. Oder wenn wir ein Rennen laufen und vor uns plötzlich, wie aus dem Nichts, eine Wand aus Wackelpudding auftaucht. Der Wackelpudding ist eine feste Masse und wir laufen automatisch langsamer. Zeitlupe! Da ist es auch egal, welche Farbe diese Masse hat durch die wir rennen, wir
verlangsamen.
Aber habe ich Lust, mich mein ganzes Leben in einer glibberigen Masse zu bewegen, die mich immerzu ausbremst?
„Nein“!
Klingt gut, wenn das so mit überzeugender Selbstsicherheit aus meinem Mund kommt.
Gleich nochmal: „NEIN“!
Klingt wirklich gut.
Meine Wirklichkeit sieht aber meistens etwas anders aus.
Da kommen dann erst mal so gängige Worte wie: „eigentlich nicht“, “ aber was soll ich denn dagegen tun?“, „da kann ich ja nichts machen“, „ja aber“… und ich habe wirklich noch mehr von diesen
Aussagen auf Lager. Dieser Vorrat ist nie verbraucht und füllt sich seltsamer Weise immer wie von selbst wieder auf. Ganz ohne mein Zutun.
Aber sind diese Aussagen richtig? Nein! Ich denke, dass ist dieser kleine Holzweg auf dem ich mich da bewege und die Bretter sind wackelig. Ich werde diese Ängste und Sorgen nicht
ignorieren, denn dabei schiebe ich sie nur eine Weile ins Abseits. Ich schaue sie mir an. Was macht mir in diesem Moment Angst? Warum sorge ich mich? Was oder wer ist der Auslöser? Ich schaue nur
hin und beobachte, denn wenn ich etwas erzwingen möchte, lege ich mir neue Bretter in den Weg. Ich blockiere mich selber.
Und wenn ich erkenne, was mir Angst oder Sorge macht bin ich schon auf einem guten Weg den Wackelpudding durchlässiger zu machen. Wenn ich mich dann diesen
Themen stelle und an ihnen arbeiten kann, wird dieser Wackelpudding zu einer süßen Limonade und meine Energie kann wieder frei und ungehindert fließen. Ich
schwimme durch das aufregende Meer des Lebens und wenn ich irgendwann mal wieder nicht so gut vorankomme, weil mich irgendein Problem langsamer werden lässt, steige ich erst mal auf einen Baum
oder schaue mir den Mond an.
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Monika (Montag, 22 Juni 2020 21:45)
wie wahr �� Danke❤️
Tiin (Mittwoch, 01 Februar 2023 10:07)
Einfach toll geschrieben und sehr sehr wahr!
Dankeschön liebe Karin �